09 schoeningen

Prolog

Wenn Herr Folker Eckebrecht einen dazu verdonnert Berichte zu schreiben, hat jenes einen Vorteil. Man kann als Autor schreiben was man möchte. Wenn man dann noch den Admin kennt, ist die Wahrscheinlichkeit recht groß, dass der Artikel sogar auf der Homepage erscheint; auch wenn fachliche und sportliche Inhalte evtl. zu wünschen übrig lassen. Das Turnier in Schöningen war schon im Vorfeld stark gefährdet, weil ein stundenlanger Stromausfall den Getränkewart in arge Bedrängnis brachte.

Die Kühlaggregate konnten für die Kühlbox am nächsten Tag nicht vorbereitet werden. Dank des unermüdlichen Einsatzes der Wolfenbütteler Stadtwerke wurde die Katastrophe nach 14 Stunden wieder in den Zustand der Normalität zurückversetzt. Ein aufrichtiges Dankeschön an dieser Stelle! Aber würde die verbleibende Zeit reichen?

Das Turnier

Es gibt gewisse Städte, wenn man diese beim Namen nennt, dann entstehen beim Gegenüber sofort Bilder im Kopf. Paris zum Beispiel! Und schwups tauchen beim Lesen sofort der Eiffelturm oder der Arc de Triomphe vor dem geistigen Auge auf. Gut, bei Bielefeld ist nur totale Finsternis und man kann sich noch so sehr anstrengen, der geistige Bildschirm bleibt auf „stand by“ und es erscheint höchstens eine farblich an Magensäure erinnernde eklige 6, aber Bielefeld gibt es ja auch gar nicht munkelt man. Wenn man uns Disc Golfern, die schon ein paar Jahre spielen, Schöningen entgegenschleudert sind die Bilder sofort wieder da. Sogar das kalte und klamme Gefühl von nassen Klamotten auf der Haut ist förmlich spürbar. Und auch wenn es Jahre her ist und wir tolle Turniere bei strahlendem Sonnenschein in Schöningen gespielt haben, bleiben „die Regenschlachten von Schöningen“ unvergessen! 

Diesmal aber präsentierte sich der Parcours in Schöningen von seiner schönsten Seite und dem Turnierdirektor Manni, Manfred Mund, war es fast schon peinlich, die Spieler bei diesem Kaiserwetter begrüßen zu dürfen. Trotz dieser hervorragenden Bedingungen kamen leider, von den ohnehin nur wenig angemeldeten Spieler, nicht alle zum Playersmeeting und somit an den Start. Von der Wolfenbütteler Prominenz der Tee-Timers war nicht ein einziger Spitzenspieler vor Ort. Sorry Folker! Mit rund 45 Spielern dürfte das ein trauriger Minusrekord sein. Wenn man trotzdem einen positiven Aspekt aus dieser Situation ableiten möchte, kommt für den Autor nur eins in Betracht: 

Das Familien-Turnier, „die SONenTour“, kehrt zu seinen Anfängen zurück. Ein Turnier für jedermann und für unsere Spitzensportler verständlicherweise nicht mehr allzu sehr attraktiv. 

Allerdings tue ich gerade Marek Mewes, 48 Würfe (25/23) Unrecht. Marek, zweifelsohne ein ganz Großer, war natürlich im Namen der Helmstedter Eagles am Start. Ebenso sein Vereinskamerad Björn Wilke (22/26).  Wäre da nicht diese talentierte Jung-Eule aus  Peine, die die  Flugbahn der beiden gekreuzt hat, wären beide auf Platz eins gelandet.  So aber gewann Fabian Kaune das Turnier mit einer souveränen 46 (23/23). Der sympathische Aufsteiger und für mich die Entdeckung in jüngster Vergangenheit schlechthin, wird in Zukunft den Favoriten das Leben ein wenig schwerer machen.

„Papperlapap“, dachte sich Dominic Neuman von den Tee-Timers. „Hätte ich meine Leistung halten können“ – Runde 1 grandiose 22 Würfe – „hätte ich dieses Turnier gewinnen können.“ Fahrradkette! In der zweiten Runde machte sich die erlebnisreiche Nacht zuvor bemerkbar. 30 Würfe und kein Mensch wird sich daran erinnern können, dass Dominic Neumann kurz davor war, Geschichte zu schreiben. 

Was war noch erwähnenswert? Tobias Klann und Sebastian Wingert sicherten sich mit einer soliden minus vier den selbigen Platz. Icke hatte wie immer Spaß, allerdings nicht beim Rechnen, sodass er sich ärgerlicherweise noch zwei Strafpunkte einsammelte. Florian Babic, kurz Flo genannt, war wieder Mittelpunkt einer Diskussion wie man aus dem Stand die Scheibe an Bahn drei 77 Meter an gefühlten 23 Bäumen vorbei locker direkt an den Korb legen kann. Dass das kein Zufall war, bewies er in der zweiten Runde mit einem fast identischen Wurf. Wer sich seinen Wurfarm genauer ansieht könnte darauf kommen was sein Geheimnis ist. Jüngster Spieler war Louis Leube. Der Siebenjährige hatte sichtlich Spaß und nach 91 Würfen einen gesunden Appetit. 

Epilog

Da stehst du an der Bahn 9 und denkst so für dich: „Nur noch eine Bahn und eine plus zwei wäre für deine Verhältnisse in der letzten Runde ganz passabel.“ Die erste Runde lief leider nicht so gut und so hatte ich die Hoffnung, doch noch mit einem guten Gefühl das Turnier zu beenden. Aber der erste Wurf war schon zu kurz. Trotzdem wollte ich unbedingt wenigstens einen Birdie auf dem Zettel haben. Aus knapp zehn Metern ging ich auf den Korb und die Disc daneben. Mit Entsetzen in den Augen verfolgte ich meine Scheibe auf ihren Weg nach unten. Der dritte Wurf fand auf dem Weg nach oben ein jähes Ende im runterhängenden Blattwerk und mein Wurfgeschoss blieb in der Mitte des Hanges liegen - Gott sei Dank! Um die Vier zu retten ging ich wieder auf den Korb und traf ihn auch. Leider nicht die Ketten, sondern den unteren Ring. Die Scheibe machte sich wieder auf den Weg nach unten und ließ sich durch nichts stoppen. Es war eine gefühlte Ewigkeit, untermalt von dem hörbaren Mitleid meines Flights: „Oh Nein“ und „Oh, mein Gott“ drang wie durch einen dumpfen Filter an mein Ohr, bevor die Scheibe endlich auf dem Parkplatz(!) zum Liegen kam. Frustriert näherte ich mich mit dem Fünften erneut dem Korb und machte mit dem sechsten Wurf dem Grauen ein Ende. Ich hatte innerlich das starke Bedürfnis mich wie ein Kleinkind auf den Boden zu werfen, zu strampeln und laut los zu heulen …

Ach ja, die Biere waren eiskalt und somit ist mir an diesem Sonntag wenigstens eine Sache doch noch gut gelungen.