Die SONen-Tour in Dänemark ist komisch. Sie findet anscheinend wöchentlich statt, man beginnt ausgeschlafen um 12 Uhr und man spielt zu zweit. So war ich mir dann auch unsicher, ob es sich lohnen wird, dort aufzutauchen, aber nach einem kurzen SMS-Wechsel mit Martin Frederiksen (der Kurs-Designer, den ich bereits vor zwei Jahren dort kennen lernte), der mich ermutigte, einfach "vorbeizuschauen und Spaß zu haben", packte ich meinen kleinen Urlaubs-/Casualround- Rucksack und machte mich auf den Weg aus dem Süden von Aarhus in den Nord-Westen der selben Stadt. Tilst Bypark war das Ziel und weil ich dort nicht zum ersten Mal war, wusste ich schon ungefähr welcher Kurs mich erwartete, aber ich war gespannt auf das Redesign von Martin. Dazu war noch bestes Discgolf-Wetter: über 0°C und nur leichte Nässe von oben.
Tags zuvor war noch der Grundstein für die Erneuerung/Neuplatzierung der weißen und gelben Teepads gelegt und was den Discgolf-Liebhaber nach deren Fertigstellung erwarten wird, wird der absolute Hammer! Ich konnte zwar damit angeben, dass ich aus dem deutschen Discgolf-Mekka komme, wo wir ein Dutzend Kurse im Umkreis von 50 km haben, aber nicht einen einzigen, der an die Qualität vom Tilst Bypark heran kommt. Vier Tees pro Bahn, Abwechslungsreich und herausfordernd, enge, von Bäumen gesäumte Fairways sowie weite, offene Stellen fordern das komplette Repertoire ab - hier könnte man sich vielleicht so was wie eine Mischung aus Ilsede, Bürgerpark und Gutspark vorstellen, und alles etwas größer. Wobei ich zugeben muss, dass ich mich als Rechtshänder nur einmal freiwillig zu einem Vorhand Drive entschied (ich hätte es lieber lassen sollen...) und ich bin mir unsicher, ob man als Linkshänder-Rückhand-Spieler nicht etwas benachteiligt sein könnte.
Als hätte man mich erwartet, erschienen noch fünf weitere Mitstreiter vom ortsansässigen Disc Golf Klubben Opdrift am Kurs, und nach einem mir noch nicht nachvollziehbaren Prozedere was wie Münzwerfen mit Puttern aussah wurde irgendwie bestimmt, dass ich die Ehre hatte, mit dem lokalen 938-rated "Big Arm" Kasper die 18 Bahnen anzugehen. Neben ihm spielte auch Jakob Burkard (Rating 944) vom weißen Tee, wir anderen durften vom gelben Tee ran. Es wurde nach dem "best-shot"-Modus gespielt, so dass mein nervöser erster Drive ins erste Hindernis keine großen Auswirkungen hatte. Dennoch spürten wir nach drei Bahnen mit zwei Wurf Rückstand den Druck, doch Kasper wusste zu beschwichtigen: "Bahn 17 ist noch nicht gespielt".
Das deutsch dänische Teambuildung nahm dann auch langsam Fahrt auf und - bis auf einen wirklich schwierigen 5m Putt mit freiem Sichtfeld im Straddle-Stand - hatte immer wenigstens einer einen mindestens brauchbaren Wurf parat und so zogen die drei Teams nahezu im Gleichschritt durch den Kurs - bis zur angekündigten Bahn 17: Par 5, ~200m, leicht bergab, das Fairway sowohl mittig als auch seitlich bestückt mit Bäumen. Vom weißen Tee muss der Anhyzer herhalten, vom gelben Tee reicht ein "einfacher" Hyzer mit der Midrange um sich den Sweetspot "center fairway" zu holen. Kasper und ich sind uns einig und landen nahazu gleich am rechten Rand mit der richtige Weite. Für die anderen beiden Teams beginnt die Reise durch die Bäume und sie verlieren jeweils zwei Wurf.
Das könnte es gewesen sein. Jetzt nur noch die 18 sauber zu Ende spielen. Und Kasper lässt sich nicht lumpen und legt die Saint Pro im gefühlvollen Anhyzer ungefähr "circles edge". Mein Versuch mit der River umkurvt die Bäume ebenfalls und sieht nicht schlecht aus, aber liegt nicht besser. Nach meinem Fehlversuch landet Kaspers Putt sicher in den Ketten und mit -8 Gesamtscore konnten wir das Preisgeld von 60 DKK (~8€) einstreichen.
Insgesamt war es ein großartiges Erlebnis, sich den Sonntag mittag mit ein paar netten Jungs vom Discgolf Klubben Opdrift zu vertreiben und dabei mit Plastik um sich zu werfen. Mein erstes Turnier im Ausland und mein allererstes Doppelturnier überhaupt ließen mich schnell über den traurigen Umstand hinweg kommen, nicht in Peine dabei sein zu können.
Vielen Dank an Kasper, Jakob Burkard, Andreas, Claus Frantsen und sorry, fünfter Mann, ich habe Deinen Namen vergessen... Aber an der Gastfreundschaft könnt ihr noch arbeiten: An Bahn 12 erwischte ich mit der Defender ein perfekte Hyzer-Linie, bis schon fast außerhalb des Sichtfeldes sich nach einem einstimmigen "Nice Shot" doch noch ein Baum in den Weg stellte und meine Scheibe den Weg zurück rollte - eiskalt "genicet"
Ich kann jedem Discgolf-Enthusiasten nur empfehlen, Tilst Bypark auf die Reiseliste zu setzen. Es lohnt sich in jedem Fall!